Dresden: Die Waldschlösschenbrücke. (Foto: M. B.)
sss

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Europa beruht auf dem Miteinander der Kulturen verschiedener Religionen und der Aufklärung

In Dresden marschieren die »Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes« (PEGIDA) – und unsere Gesellschaft der »Zeichensetzer« marschiert dagegen.
Die große Zahl der Demonstranten auf Seiten der PEGIDA kommt nicht aus dem Nichts. Einer der Faktoren, die dafür den Nährboden bereiteten, erwuchs aus den gebetsmühlenartig wiederholten, einseitigen Gemeinplätzen aus den Reihen unserer Politik.

Immer wieder und seit vielen Jahren wird von großen Teilen unserer Politik behauptet, unsere Kultur erwachse aus den oder habe ihre Wurzeln in den Werten des »christlichen Abendlandes«. Dabei wurde regelmäßig vergessen zu benennen, dass unsere europäische Kultur im Laufe ihrer Geschichte entscheidend mitgeprägt wurde durch außerordentliche Leistungen aus dem Kulturbereich des Islam, so besonders in Wissenschaft, Medizin, Technik, Politik, Literatur und Kunst. Dabei spielte der Islam nicht nur als Schöpfer eigener Leistungen eine Rolle, sondern auch als Erneuerer alter antiker Kulturleistungen und Überbringer antiker Werte bis in die europäische Renaissance-Zeit hinein.

Zudem bleibt bei diesen »christlichen Abendländlern« regelmäßig unerwähnt, dass eine ganze Reihe europäischer Kulturerrungenschaften zwar grundsätzlichen christlichen Haltungen entsprechen, aber real mühevoll im Kampf gegen die Kirche errungen werden mussten – als Beispiele sollen hier nur kurz die Erfolge in den Naturwissenschaften (Beispiel-Stichwort Galileo Galilei) und die Einführung der Schulpflicht angeführt werden.

Natürlich sollte man auch danach fragen, woran es lag, dass mit Aufkommen des politischen Islam schon im frühen Mittelalter eigene Kulturleistungen wieder zerstört wurden und der Islam als kultureller Innovator an Bedeutung verlor und später sogar zum Innovationshemmnis wurde.
Ebenso jedoch steht die Frage, welche Rolle die Verkirchlichung der christlichen Religion für den kulturellen Fortschritt und für kriegerische Aktionen unter dem Etikett des Religiösen spielte – immerhin waren die Kreuzzüge unter dem Dach der Römischen Kirche die ersten folgenreichen Kriegszüge im Namen einer Religion.

Insgesamt ist unsere Öffentlichkeit immer wieder den einseitigen, politisch motivierten Vorstellungen vom kulturell »wert-vollen« christlichen Abendland ausgesetzt, dem entgegen die aus dem Morgenland kommende kulturelle Bedrohung stehe.

PEGIDA hat also – ideengeschichtlich – auch einen hausgemachten, selbstverständlich scheinenden Nährboden.

Wo aber bleiben Versuche, diese ideologischen Verzerrungen zu korrigieren und verständlich darzustellen, dass unsere europäische Kultur auf einem Miteinander-Verflochtensein verschiedener Religionen und deren Leistungen, auf der Aufklärung sowie auf dem ständigen Kampf gegen die weltlichen Machtansprüche religiöser Institutionen beruht?

Viele Informationen, die die PEGIDA-Argumente widerlegen, sind den Menschen bekannt oder könnten relativ leicht bekannt sein, und dennoch werden diese Informationen ignoriert.

Beispiele: Der extrem geringe Ausländeranteil in Sachsen ist kein Geheimnis (laut Bundeszentrale für politische Bildung 2,8 Prozent, Moslems – geschätzt – vielleicht 0,5 Prozent) und sollte zur Erkenntnis führen, dass von der Gefahr einer »Islamisierung« absolut nicht die Rede sein kann.
Des Weiteren ist der Anteil der Straftaten, die durch Asylbewerber begangen werden, sehr klein. Dem Leipziger Polizeipräsidenten Bernd Merbitz zufolge ist der Anteil der von Asylbewerbern innerhalb der Polizeidirektion Leipzig begangenen Straftaten 0,5 Prozent.

Auch dumm-dreiste Aussagen sollen zur Begründung für eine »drohende Islamisierung« herhalten. So war am 10. Dezember 2014 nachmittags im MDR-Figaro die Stimme eines Mannes mit folgenden empörten Worten zu hören: »Meine Tochter kennt eine Moschee, aber eine Kirche kennt sie nicht! Das kann so nicht weitergehen.« Offenbar wollte damit der Mann seine Parteinahme für PEGIDA begründen. Seiner Tochter längst mal selbst eine Kirche zu zeigen, hielt er bis dahin offensichtlich nicht für nötig.

All das legt die Vermutung nahe, dass die Leute keineswegs politik-, wohl aber sehr politikerverdrossen sind. Sie wollen, so ist zu vermuten, nicht den »Ausländern«, den Moslems gar, sondern den »Oberen«, den »Etablierte« mit den Demonstrationen »eine auswischen«. Das riecht nach einem Protestverhalten, das die »Ausländer« missbraucht, um sich gegen das Establishment Luft zu machen.

In Sachen Flüchtlingen sollte eines nicht vergessen werden:
Ein großer Teil von ihnen flüchtete vor den Gewalt-Exzessen der Krieger des Islamischen Staates, einer Terrorbewegung, die vom NATO-Partner Türkei – bei faktischer Duldung der türkischen Politik durch die NATO-Staaten (die sind ja einflussreiche Institutionen des »christlichen Abendlandes«) – passiv unterstützt wird.

M. B.

Donnerstag, 30. Oktober 2014

DFB-Pokal: Borussia gegen Dynamo – Erinnerungen werden wach

Im DFB-Pokal-Achtelfinale (am 3. und 4. März 2015) wird Borussia Dortmund zu Gast bei Dynamo Dresden sein. Fußballerisch besonders für Dynamo ein Hammerlos!

Da werden Erinnerungen wach an das Pokalspiel am 25. Oktober 2011 in Dortmund, als Dynamo verlor und als es zu gewalttätigen Ausschreitungen kam. SPIEGEL ONLINE hatte recherchiert, dass diese Massenkrawalle langfristig seit Bekanntwerden der Auslosung per Internet von rechtsextremen Dortmundern, weiteren Rechten und Gewaltbereiten aus dem Bundesgebiet, darunter auch viele aus Dresden, geplant, vorbereitet und organisiert worden waren.

Die allermeisten Medien hatten jedoch im Nachhinein den Dresdner Fans die Schuld gegeben, gegen Dynamo ergingen einschneidende Sanktionen. Der DFB als Marionette in den Händen der Gewaltszene?

Kein Fußballklub jedoch kann allein und in eigener Verantwortung mit Erfolg eine solche von vielen Seiten per Internet verabredete Krawall- und Gewaltgroßaktion verhindern.

Noch ist etwas Zeit: Im Hinblick auf das Pokalspiel im März 2015 bleibt die Forderung zu allererst an den Verfassungsschutz und an die Polizei und deren Vermögen zur Kooperation, dann natürlich auch an beide Klubs, ähnliche Bestrebungen der gewaltbereiten Szene bundesweit im Voraus zu erkennen und zu unterbinden.

M. B.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Bayon: Weltmusik-Pioniere mit Konzert im Dresdner Universitätsklinikum

Die Weimarer Kult-Band Bayon gibt am 14. November ein Konzert im Dekanatshörsaal der Medizinischen Fakultät der TU Dresden

Auch wenn sie längst nicht so berühmt sind wie der Brite Peter Gabriel, ist die 1971 in Weimar gegründete Rockband Bayon unbestritten der große Pionier der Weltmusik. Warum? Erst elf Jahre nach Bayon, 1982, gründete Peter Gabriel sein Worldmusic-(WOMAD-)Festival und daraus hervorgehend sein Label Real World. Und auch der später berühmt gewordene, mit Bayon atmosphärisch im weitesten Sinne vergleichbare Elektroharfenist Andreas Vollenweider veröffentlichte erst 1979 – immerhin zwei Jahre nach der ersten Bayon-LP – seine erste eigene Platte.

Und noch heute gilt: Nach wie vor verbindet Bayon verschiedenste Genres wie Folklore aus West und Fernost, Klassik, Jazz und Rock und schafft so eine einzigartige Mischung. Nun gastieren die fünf Musiker nach 2004 und 2006 bereits zum dritten Mal in der Dresdner Hochschulmedizin. Sie treten am Freitagabend (14. November 2014) im Dekanatshörsaal der medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus auf.
Die international besetzte Gruppe Bayon genießt einen hervorragenden Ruf. Im Laufe der Jahre wechselte die Besetzung mehrmals. Der harte Kern der Band besteht aus dem Gründungsmitglied und Gitarrist Christoph Theusner sowie dem Cellisten Sonny Thet aus Kambodscha. Weitere Mitglieder sind zurzeit Reimar Henschke (Piano und Bass), Denis Stilke (Schlagzeug) und Junsto Parez (Flöte) aus Kuba.
Der Name der Band leitet sich ab von der kambodschanischen Götterfigur Bayon, die mit ihren vier Köpfen in vier Himmelsrichtungen schaut. Ebenso weltgewandt und vielseitig wie die Köpfe der Götterfigur ist auch die Musik von Bayon. Vom Blues und Rock inspiriert, fließen auch Folklore und Jazz in die Melodien ein. Als »klassisch, grundiert, meditativ und stimmungsvariabel« beschreibt die Band ihre Klanggebilde. Vorläufiger Höhepunkt in der Geschichte der Band ist die Auszeichnung mit dem Deutschen Weltmusikpreis 2010, der Ehren-Ruth der ARD für ihr Lebenswerk.
Die Musik hat einen meditativen Charakter und viele Stücke sind rein instrumental. Dadurch soll die Fantasie der Hörer angeregt werden.

Freitag, 14. November 2014, 20 Uhr, Dekanatshörsaal, Haus 40,
Fiedlerstraße 27, 01307 Dresden.

Der Eintrittspreis beträgt 15 Euro.
Karten gibt es im Sekretariat des Geschäftsbereichs Bau und Technik des Universitätsklinikums, Schubertstraße 18, 01307 Dresden. Kontakt: Tanja Weber (E-Mail: Veranstaltungsmanagement @uniklinikum-dresden.de, Telefon: 0351 458 37 40). Oder an den Konzertkassen im Florentinum und der Schillergalerie sowie über www.reservix.de.

Montag, 21. Juli 2014

Meine Meinung: Rückblick auf Irrtümer und Problemdiskussionen rund um Dynamo Dresden

Der Start in die Drittliga-Saison 2014/2015 steht nun unmittelbar bevor. Grund genug, auf ein paar Irrtümer und Problemdiskussionen im Zusammenhang mit Dynamo Dresdens Abstieg aus der 2. Bundesliga zurückzublicken.

Sportliche Fragen
Ein in den letzten Monaten häufig gemachter Vorwurf lautet, der frühere Sportdirektor Menze und der frühere Trainer Loose hätten die Mannschaft falsch zusammengestellt und Spieler geholt, die überwiegend nicht zweitligatauglich seien.

Doch das trifft nicht zu. Einerseits bekommt man die besten Spieler nicht, wenn man nur wenig Geld ausgeben kann. Andererseits waren Spieler wie Savić, Gueye, Brégerie, anfangs Poté und Dedic, später auch Ouali, Losilla, aber auch Aoudia Leistungsträger im Dynamo-Team. Sie und einige andere (je nachdem, welche Saison man betrachtet) sorgten dafür, dass Dynamo zweimal nicht abstieg.
Natürlich gab es im Laufe der Zeit immer wieder auch Spieler, die nicht so einschlugen. Doch von den etwas renommierteren waren wohl nur Christoph Menz (sein mieser Auftritt in Schwarzgelb gegen seinen früheren Verein Union Berlin am 9. August 2013 war wohl das Beste, was er je für Union geleistet hat) und Vincenzo Grifo (der auch nicht der Ära Menze angerechnet werden kann) Totalausfälle. Die Tatsache, dass bisher fast alle Absteiger-Spieler bei anderen Klubs auf Zweitliganiveau wieder Verträge – wenn auch manchmal geringer dotiert – erhalten haben, zeigt, dass sie so schlecht nicht sind.

Für den sportlich-tabellarischen Niedergang 2013/2014 dürfte wohl eher das Unvermögen der Dynamo-Führung hauptverantwortlich gewesen sein, Trainer mit den jeweils benötigten Fähigkeiten zu binden. Aber auch Zufälle spielten eine Rolle.

Dass Ralf Loose, der Wikipedia zufolge schon 2004/2005 zu den verheißungsvollsten deutschen Trainertalenten zählte, irgendwann einmal »verschlissen« sein würde, ist normal.
Dass man aber für Looses Nachfolge mit Peter Pacult ausgerechnet einen Mann holte, der Dynamo schon einmal im Regen stehen ließ, und dem man nachsagt, nicht gerade ein Motivator, dafür aber ein grantelnd-selbstherrlich über die Spielerköpfe hinweg Agierender zu sein, war als drastischer Fehlgriff voraussehbar. Und dass man Pacult später sofort nach dem Erfolg (!) in der Abstiegsrelegation 2012/2013 mittels einer intrigant wirkenden oder zumindest unprofessionellen Informationspolitik des Aufsichtsrates öffentlich demontierte, musste den Verein und den Teamgeist der Spieler erschüttern. Der Fall Pacult war der Quell fast allen darauffolgenden Übels.
Die vereinsinternen Folgen einschließlich des katastrophalen Saisonstartes 2013/2014 mit zwei von zwölf möglichen Punkten konnten danach nicht mehr durchgreifend beseitigt werden; auch Pacults Nachfolger Olaf Janßen, der der zer- oder gebrochenen Mannschaft zeitweise wieder Teamgeist induzierte, vermochte das nicht.

Auch wenn vor allem Mängel bei der Führung Dynamos und im Trainer-Bereich hauptverantwortlich für den Abstieg in die 3. Liga am Ende der Saison 2013/2014 zu sein scheinen, spielten wohl auch Zufälle das Zünglein an der Waage. Als sicher darf gelten: Wenn sich Aoudia nicht verletzt hätte, wäre Dynamo nicht abgestiegen. Und wenn Adnan Mravac – als Folge seiner im Spiel noch nicht erkannten Kopfverletzung – am 10. November 2013 gegen Aue nicht das Tor für Aue unverschuldet »verursacht« hätte, wohl auch nicht.

Ob die jetzige sportliche Führung ihre Sache besser machen wird, darf man skeptisch sehen. Immerhin hat der Dynamo-Verein seinem gegenwärtigen Sportdirektor auch einen der riskantesten Trainerfälle Dynamos mitzuverdanken: Minge verhalf als damaliger Geschäftsführer Sport dem Holländer Ruud Kaiser, der Dynamo sportlich fast in den Abgrund stürzte, im Juni 2008 zum Trainerposten. Und der gegenwärtig im Aufsichtsrat für die sportlichen Belange sitzende Dixie Dörner? Einst war er als Aktiver einer der begnadetsten Liberos Europas. Als Trainer legte er dann ab 1997 eine Abwärtslaufbahn hin und blieb in diesem Beruf bisher ohne größere Bedeutung.

Überhaupt: Bei Dynamo scheint man dem Irrglauben nachzuhängen, mit dem sportlichen Erfolg käme auch wirtschaftliche Sanierung. Doch nur andersherum wird ein Fußballschuh daraus: Sportlicher Erfolg entsteht nur durch und in der Folge einer wirtschaftlichen Gesundung.

Die Richtigkeit dieses Prinzips wird bisher von RB Leipzig eindrucksvoll bestätigt. Es wäre lächerlich, wollte man die Leipziger dafür kritisieren, dass sie das gemacht haben, was die Dresdner Vereinsführung seit Jahren nicht hingekriegt hat: das gemeinsame Ziehen aller Führungspersonen an einem Strang in eine Richtung auf der Basis und für eine wirtschaftliche Solidität.

Stadion-Fragen
Das heißt sicher als allererstes: Das Problem der sehr hohen Gesamtkosten für die Nutzung des Stadions (Miete, Betriebskosten, Nebenkosten und weitere) muss gelöst werden.

Dynamo konnte bisher im Zweitligavergleich überdurchschnittlich hohe Besucherzahlen zu Heimspielen generieren. Das Konstrukt mit der das Stadion betreibenden Projektgesellschaft sorgt jedoch dafür, dass die von den Fans aufgebrachten hohen Ticketeinnahmen nicht im erforderlichen Maße wirklich dem sportlichen Bereich zugute kommen. Irgendwas läuft schief, wenn Dynamo (in der 2. Bundesliga) bloß etwa so viel Geld für Spieler ausgeben kann wie ein kleinerer Verein mit viel weniger Ticket- und Sponsoreneinnahmen. Hier steht die Frage: Warum sollten die Dynamo-Fans mit ihren Eintrittsgeldern weiterhin die Projektgesellschaft und damit indirekt einen großen europäischen Baukonzern reicher machen, obwohl die Ticket-Einnahmen doch aus der Begeisterung für die Mannschaft generiert werden?

Die jetzige Situation scheint die Folge einer politischen Entscheidung zu sein, die man als typisch für Dresden empfinden kann.
Die Spatzen pfiffen es damals von den Dächern, dass Dresden in den neunziger Jahren im Vorfeld der Bewerbung Deutschlands um die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaften 2006 ein modernes Fußballstadion fast zum Nulltarif erhalten sollte – sogar, wie von manchen Dresdnern gewünscht, im Ostra-Gehege. Doch das Dresden der Herbert-Wagner-Ära lehnte offenbar ab. Eine Entscheidung, die sowohl der Stadt als auch Dynamo viel Geld kostete.

Mit dem Aufstieg Dynamos 2004 in die 2. Bundesliga wurde die Stadionfrage allein schon aus Sicherheitsgründen wieder aktuell, dennoch blieb im politischen Raum das Thema Stadion Zankapfel und »heiße Kartoffel«. Klar war: Es musste ein modernes Stadion her, aber keiner wollte oder konnte eins bauen.

Die »Rettung« kam mit dem neuen Oberbürgermeister Ingolf Roßberg. Im Frühjahr 2007 wurden die entsprechenden – aus heutiger Sicht für die Stadt und für Dynamo finanziell sehr problematischen Verträge – unterschrieben. Ab Herbst 2007 wurde das neue Stadion gebaut, eröffnet wurde es im September 2009.
Dynamo, im Sommer 2006 wieder abgestiegen, hatte damit endlich eine wunderschöne, den Sicherheitsvorschriften genügende Heimstatt – letzteres eine Voraussetzung für die 2. Bundesliga. Aber der Fußballverein hatte damit gleichzeitig einen finanziellen »Bleiklotz« am Bein, der einen fairen Wettbewerb mit anderen Fußballclubs sowie eine zukunftsorientierte Entwicklung des sportlichen Bereiches stark, vielleicht sogar existenzgefährdend behindert. Ralf Minge zumindest, damals schon einmal Sportdirektor, sah Medien zufolge den Verein wegen des Stadionvertragswerkes nicht mehr wettbewerbsfähig.

Die Frage muss gestattet sein: Wer eigentlich verdient wieviel am Stadion und warum? Dynamo Dresden zahlt und die Stadt Dresden zahlt, und beide nicht gerade wenig, ohne jemals Eigentümer zu werden. Es muss jedoch einen Ausweg geben, denn andernorts ist es ja auch möglich, für deutlich weniger Geld ein modernes Stadion so zu nutzen, dass man als Verein noch viel finanzielle »Luft« für die Entwicklung des sportlichen Bereichs hat.

M. B.

Dienstag, 8. Juli 2014

Verkehrspolitik in Dresden – Kommentar zum Kommentar in der Sächsischen Zeitung

Aus dem Urlaub zurückgekehrt, sichte ich die Zeitungen der vergangenen Wochen. – Und stutze. Was schreibt da Tobias Winzer in seinem verkehrspolitischen Kommentar der Sächsischen Zeitung vom 10. Juni 2014? »Die Stadt befindet sich beim Thema Parken in einem Teufelskreis. Schafft sie in einem Gebiet neue Parkplätze, wird es für Auswärtige insgesamt attraktiver, dorthin mit dem Auto zu fahren. Sie schafft also mit dem Angebot eine erhöhte Nachfrage. Die neu geschaffenen Parkplätze sind im Nu wieder belegt, und das Spiel beginnt von vorn.« – Mein Gott, was für eine verdrehte Überlegung! Am besten, wir machen Dresden so unattraktiv und verkehrsstrukturell schlecht ausgestattet wie möglich, dann kommen Auswärtige gar nicht erst auf die Idee, unsere Stadt zu besuchen, und erst recht nicht mit ihren Autos. Wir würden nicht nur viele Kraftfahrzeuge von uns fernhalten, sondern auch die ziemlich hohen Kosten für den Strukturausbau anderer Verkehrsmittel sparen. Ein städtisches Idyll wäre die Folge – so zumindest kann man Herrn Winzer verstehen.

Und der scheint Gedanken argumentativ so zu (ver)drehen, wie er es gerade braucht. Eine Reihe von grünlichen Journalisten und Politikern hatte vor nicht allzu langer Zeit kritisiert, dass über die Waldschlösschenbrücke seit Monaten weniger Autos rollen als einst prognostiziert. Ergo: Das Attraktivermachen des Verkehrs durch die Brücke hat – eine wohl einvernehmliche Feststellung – keineswegs zusätzlichen Autoverkehr generiert. Die ideologisch verquaste Denkweise vom verbesserten Angebot, das ein erhöhtes Verkehrsaufkommen induziere, wird immer dann bemüht, wenn sie in den Kram zu passen scheint. Wenn nicht, wird sie schnell »vergessen«. Wie auch hier von Tobias Winzer.

Nach einem Verbalausflug Richtung Los Angeles fährt Winzer fort: »Das, was wir Dresdner an unserer Stadt schätzen, nämlich die engen Neustadt-Gassen und die Fußgängerzonen in der Altstadt, gibt es in so einer autogerechten Stadt (wie Los Angeles, M. B.) nicht.« – Wie verräterisch! Winzers Stadt-Ideal »riecht« sehr nach Puppenstuben-Touristen-Romantik – die Stadt als museales, Spitzweg-Flair vermittelndes Objekt, das von schlendernden, konsumfreudigen Touristen durchströmt und von Müßiggängern zur spirituellen Erbauung genossen wird.

Nein – ich zumindest verlange von einer Stadt mehr und anderes! Dazu gehört auch, dass die Stadt nicht nur fußgänger-, fahrrad- und ÖPNV-, sondern auch autofreundlich ist!

Abgesehen davon: Wo sind denn die »engen« Neustadt-Gassen und die Fußgängerzonen in der Altstadt, die ein angenehmes Flair verbreiten würden? Die besagten engen Gassen sind in Wirklichkeit ein paar mit Hundekot vollgeschissene Straßen, auf denen Kampfradfahrer ihre das Selbstwertempfinden erhöhenden Gefechte gegen Fußgänger und Autofahrer führen. Und was soll an den tagsüber mit Touri-Kolonnen, Strömen von Konsumbesessenen und ein paar Dealern bevölkerten Fußgängerzonen bewahrenswert sein? Die sie umgebenden Großgebäude, überwiegend beton- und glasgewordene Verkörperungen architektonischen Niederganges, sicher nicht – sogar die umstrittene Waldschlösschenbrücke ist dagegen ein Lichtblick.

Klar, Winzer hat einen Kommentar – und damit erlaubt subjektiv – geschrieben. Ein Freibrief zur Verbreitung von Dummheiten ist ein Kommentar jedoch deswegen nicht.

M. B.

Mittwoch, 9. April 2014

Nah an Dresden: Die 40. Freiberger Jazztage beginnen am 23. April 2014

Keine vierzig Kilometer südwestlich von Dresden und gut auch mit der Bahn zu erreichen, gibt es etwas Besonderes: In Freiberg findet deutschlandweit das einzige Festival des modernen Jazz mit unmittelbarem Universitätsbezug statt – die Freiberger Jazztage. Und diesmal – vom 23. bis 28. April 2014 – zum vierzigsten Mal!

Seit den 1960er Jahren gibt es Jazzenthusiasten an der Bergakademie, die anfangs immer wieder einzelne Konzerte organisierten, bis sie sich 1972 dazu entschlossen, jedes Jahr ein kleines Festival zu stemmen, übrigens fast zeitgleich mit Ilmenau (1972) und vor allem Peitz (1973). An diesen Orten gaben sich die profiliertesten Freejazzmusiker der DDR und zunehmend Westeuropas die Klinke in die Hand, und es erwartete sie ein enthusiastisches, einzigartiges und dem Happening nicht abgeneigtes Publikum.

Nach 1989 hat sich vieles verändert. Finanzierungsprobleme erwiesen sich als Herausforderung: Nun brauchte es einen langen Atem, um die Jazztage für den Kulturraum Mittelsachsen zu retten. Den hatte die IG Jazz im Studentenwerk – Freiberg ist der Ort geblieben, an dem sich alljährlich eine immer größere Fangemeinde trifft, um ein überregional wichtiges Musikfestival mit Bedeutung und Leben zu füllen.

Höhepunkte des diesjährigen Programmes dürften die Auftritte des weltweit renommierten Pianisten Hans Lüdemann mit zweien seiner internationalen Projekte werden, aber auch die wilde US-amerikanische Band Gato Loco sowie das Schweizer Inner-Language-Trio werden begeistern.
Insgesamt zehn Gruppen, ein Jazzfilm sowie eine brillante Ausstellung zur Geschichte der Freiberger Jazztage umfasst das Gesamtprogramm. Dabei ist wähnenswert, dass die Organisatoren auch ein Programm für Kinder auf die Beine stellen und mit »Klassik meets Jazz« auch nach Döbeln und Mittweida gehen.

S. B./M. B.

Programm und Ticket-Infos:
www.freiberger-jazztage.de

Zum besonderen Signet der Freiberger Jazztage:
www.musikinsachsen.de

Montag, 10. März 2014

Eiferer kaum klüger als Autorin

Es ist das übliche Eifern und Geifern in unserer Gesellschaft der Zeichensetzer ... Da hat sich jemand im Ton vergriffen und irreführende Analogien bemüht – und schon schäumen Wellen der Empörung aus den Texten und Beiträgen mancher betroffenheitstriefender Medien. Die eigentliche Frage, die der Rede Sybille Lewitscharoffs vom 2. März 2014 entnommen werden kann und sollte, wird dadurch verdrängt: Hat der Einzelne ein Recht darauf, mit dem Partner oder der Partnerin seiner Wahl ein gemeinsames Kind zu bekommen? Wenn es ein solches uneingeschränktes Recht gibt, hat die Gesellschaft die Pflicht, alles wissenschaftlich-technisch Mögliche in Bewegung zu setzen, damit der Einzelne zu diesem seinem Recht kommt. Oder sollte das wissenschaftlich-technisch Mögliche bestimmen, ob der Anspruch des Einzelnen legitim und moralisch gerechtfertigt ist?
In jedem Falle ist der Vergleich Lewitscharoffs mit Zeugungspraktiken im Dritten Reich voll daneben, vor allem aber vom Kernthema wegführend. In einem Falle handelt es sich um Fragen des individuellen Glücksanspruchs, im anderen Falle um die politisch-diktatorische Durchsetzung einer rassistischen Ideologie. Schade, dass Lewitscharoff mit ihrem Vergleich selbst erheblich dazu beigetragen hat, eine Diskussion loszutreten, die für das eigentlich wichtige Thema unproduktiv ist. Aber: Die reflexartigen Reaktionen in der Öffentlichkeit haben das nicht besser gemacht, es hat sich dabei erwiesen, dass die Eiferer kaum klüger sind als die Autorin.

M. B.

Dienstag, 4. März 2014

Vortrag in Dresden: »Probleme von Minderheitssprachen in Europa«

Einen Vortrag zum Thema »Probleme von Minderheitssprachen in Europa – Forschung und Lehre an der Universität Leipzig« veranstaltet das Esperanto-Zentrum Dresden mit dem Freundeskreis Esperanto an der TU Dresden am 7. März 2014 (16.15 Uhr, von-Gerber-Bau, Bergstraße 53, Raum 246). Gastredner ist Prof. Dr. Eduard Werner, Institut für Sorabistik der Universität Leipzig. Der Eintritt ist frei.

(M. B.)

Mittwoch, 5. Februar 2014

Wer wird neuer Dynamo-Geschäftsführer?

Spielwiese Dynamo Dresden: Steffen Menze und Christian Müller sind weg. Für Menze kommt Minge. – Aber wer für Müller? Im Anforderungsprofil der Stellenausschreibung auf der Web Site von Dynamo Dresden steht: »Sie verfügen über umfassende Erfahrung in einer Führungsposition im Bereich Sportmanagement, möglichst in einem Fußballverein, und sind eine kommunikations- und führungsstarke, interdisziplinär versierte Persönlichkeit. Sie haben sehr gute sportfachliche und betriebswirtschaftliche Kenntnisse.«

Allein damit schon dürfte sich Dynamo festgelegt haben – gegen manchen Namen, der in der Presse derzeit herumgeistert. Weder Volker Oppitz, Stefan Bohne noch Thomas Bohn dürften diese Bedingung der »umfassenden Erfahrung« in einer »Führungsposition« erfüllen. – Oder will Dynamo für Lacher sorgen? – Man darf gespannt sein.

M. B.